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India Diary 20 | Golden Jaisalmer | Eine Wüstenschönheit

Seht ihr, wie die Stadt Leuchet?
Ach und diese super Typen mit ihren zum Teil sehr großen Turbanen und allen erdenklichen Farben , die übrigens auch was über Kaste, Lebensumstände(Trauer, nach der Trauer) und Feste( Devali, Holi, etc...) sagen.

Das gefürchtete Packen ging ganz leicht von der Hand, seitdem ich eine neue Leinentasche für die Einkäufe habe! :)) Alle sind fröhlich, wir haben (zum letzten Mal im Luxus) gut gefrühstückt und steigen um acht in unser Auto. Einen netten Fahrer haben wir glaub ich, der auch ein bisschen englisch spricht- Mr. Singh mit einem Maharadscha-Schnauzer. Glenn sitzt vorne, weil dass ich vorne sitze ist in Indien nicht angebracht. Neo fragt, ob wir jetzt endlich nach München fahren….

Was ist denn los mit dem Kind? Wunderschöne Natur zieht draußen vorbei. Sanfte Hügel im Regendunst, ein bisschen so, wir wenn man in den Süden von Goa fährt.  Kokospalmen, riesige Bodhibäume, reedgedeckte Lehm- und Steinhütten, verschlafene Gehöfte, die dem Urwald kleine Mais- und Gemüsefelder abtrotzen und Bullen mit riesigen angemalten Hörnern ( eindeutig die größten bisher in Indien), die Karren ziehen. Ich sehe, wie eine weiße Kuh am Straßenrand ein Kalb im Stehen gebiert. Zwei Beine gucken schon aus ihr raus. Alte, klapprige, bunt bemalte , zum Bersten volle Ashok-Leeland-Busse, deren Passagiere fröhlich am Heck hängen und auf dem Dach sitzen, rauschen Staub aufwirbelnd an uns vorbei.

Wir fahren auf den Highway, das heißt 2 Spuren auf jeder Seite mit einem grünen Mittelstreifen. Das ist echt ne Herausforderung für jeden Fahrer, weil auch hier kreuzen immer wieder Kühe ,die auf dem Mittelstreifen grasen, unvorhergesehen die Fahrbahn- und das bei zum Teil bei 100 Stundenkilometern , Wasserbüffel suhlen sich in überschwemmten Senken am Straßenrand und ganze Ziegen- und Schafsherden werden über den Asphalt getrieben. „Ich hab noch nie so viele Geisterfahrer gesehen!“ sagt Glenn. Ja -auch darauf muss man gefasst sein und auch überholt werden darf auf jeder Seite. Gott sei Dank ist nicht so viel los.

Manche, wie immer reich geschmückte, Laster sind so schwer mit einzelnen tonnenschweren Marmorblöcken beladen, dass sie gefährlich durchhängen. Andere befördern kleinere, dafür aber turmhoch aufgeschichtete, unbefestigte Marmorquader, die bei jedem Ruckler herunterzufallen drohen.

Auch eine tote Kuh liegt am Straßenrand. ( Circle of Life) Nach Ca. 2 Stunden wird die Landschaft immer trockener. Erst sieht man die felsigen Kuppen der Hügel, dann durchziehen steinige Abschnitte mehr und mehr auch die Ebenen. Auch Ziegen- und Schafsherden wechseln öfter die Straßenseite. Die Ziegen sind schwarz und haben hübsches langes Haar, die Schafe sind kleiner, weiß, mit einem schwarzen Kopf. Rajisthani Frauen tragen traditionell keinen Sari, sondern Rock, ein an den Seiten geschlitztes Hemd, einen Knall-farbigen ( je nach Kaste), dünnen, langen Schleier, den sie auch über dem Gesicht tragen und megaviel Schmuck. Silberne Fussspangen und Kettchen mit Glöckchen, Schmuck auf dem Scheitel und an den Armen und manche dicke weiße, nach oben hin immer größer werdende Plastik Armreifen, die vom Ellbogen bis zur Schulter den ganzen Arm bedecken. UND 2 Euro-Stück große Nasen-Rosetten, gerne mit Kette zum Ohr. So treiben sie ihre Herden zu immer neuen Weideplätzen oder laufen zu Fuß die staubige Straße entlang, während der Wind ihre Schleier bauscht. Besonders drastisch ist der Kontrast zu ihrer reichverzierten Kleidung, wenn sie Schalen mit Stassenbauwerkzeug- Hammer, Pickel und Schaufeln -auf dem Kopf tragen. Nach schon knapp 5 Stunden passieren wir trotz Pause bereits Jodhpur, was etwa auf der Hälfte der Stecke liegt und uns hoffen lässt, dass wir die Strecke unter 12 Stunden schaffen.

An der Peripherie Jodhpurs ragen die zahllosen, schmalen Schornsteine der Textilfabriken, deren russiggraue Abgase die Luft verpesten, in den diesigen Monsunhimmel.  Auch die am Reißbrett geplanten dreistöckigen Billigunterkünfte der wachsenden Einwohnerzahl, die hier rasend schnell aus dem Boden gestampft werden, mit den dazugehörigen Slums der Bauarbeiter drumherum, vermitteln ein trostlosen Bild. Doch kaum verlassen wir die Ausfallstrassen Jodhpurs wieder Richtung Osten, lässt der Verkehr nach, die Strasse- jetzt einspurig- ist wieder besser und wir kommen wieder schneller voran. Pfauen sitzen auch hier noch auf Mauern und in Baumwipfeln.

Ca 3 Stunden vor Jaisalmer fragt mich Mr. Singh irgendwas mit „Hospital“, was ich nicht gleich verstehe. Es stellt sich heraus, seine Frau bekommt in dem Krankenhaus, dass wir in 15 min passieren, gerade ein Baby und er will sie besuchen! Ja logisch! Hunger haben wir auch und noch bevor wir uns ins Restaurant setzen, bekommt er einen Anruf, dass er gerade zum dritten Mal Vater geworden ist und Mutter und Kind ( ein Junge!) wohlauf sind. Er ist erstaunlich unbeeindruckt. Um so beeindruckter bin ich vom Timing von seiner Frau!

Ich esse ein hervorragendes Thali und wieder Okra an einem Tisch, dessen verstaubter Platte ich auch mit 10 Sagrotantüchern nicht Herr werden würde. Klar, an der Straße….Die Laster hier haben Hupen, die sich anhören, als würde eine Slotmashine den Hauptgewinn verkünden.

Die Jungs kosten Kraft, weil dieses „wer ist besser, klüger, schneller, schlagfertiger, etc.- Spiel“ , dass es immer schon gibt, mit wachsender Eloquenz mittlerweile so unter der Gürtellinie, verletzend, manipulativ, provokant, gemein und manchmal einfach nur brutal ist, dass es schwer ist, daneben ein Essen zu genießen. Ich bete dann immer wie ein Mantra still vor mich hin: “ Es trägt zu ihrer Entwicklung bei! Misch dich nicht ein! Sie sind doch schon richtig gut im fies sein!“ Aber manchmal trenne ich sie auch , wenn ich es gar nicht mehr aushalte, setze mich dazwischen und befehle Schweigen. Die Luft zwischen Ihnen – und ich sitze ja mittendrin- ist dann zwar immer noch zum schneiden, was den Genuss meiner Mahlzeit zwar nicht steigert, aber wenigstens ist es ruhig. „Herrgott! “  Vielleicht schlafen sie ja jetzt noch eine Runde bis Jaisalmer?“ 🙂

Ja, sie schlafen noch mal ein- zu kurz leider, bevor sie sich wieder ihren neuen Freunden, dem Sarkasmus und der Ironie widmen. Wir passieren unsere erste Sanddüne! Sooo cool! Es ist seit Jodhpur richtig wüstig, obwohl hier im Moment alles verhältnismäßig grün ist und blüht. Laster, Ambossen gleich beladen, mit oben riesig überquillender, von Planen gehaltener Ladung. Gras! ? Ok, nach so viel sieht das zarte Grün hier nicht aus, aber unser Fahrer wird’s wissen. Am Straßenrand kauft er frische Datteln. Die esse ich zum ersten Mal! Remo und ich mögen sie gern- gelb, ganz fest und crisp.
Um 7 sind wir im Hotel, nach 11 Stunden, 9 1/2 Stunden Fahrt, eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Cool! Wir trinken erst mal einen Chai auf der Dachterasse und schauen auf das pittoreske Fort im Sonnenuntergang. Die Stadt wird „goldene Stadt“ genannt und wirklich!, alles sieht golden aus in diesem Licht! Ein ganz besonderer Platz! Schwalben schießen im warmen Wind durch das schwindende Licht, die ersten Sterne zeigen sich am tiefblauen Himmel, der sich magisch von dem Gold der Sandsteinmauern absetzt…..klein ist das Städtchen- keine 800 000 Einwohner – 20 000 davon oben im Fort.

Die Zimmer sind chaotisch eingerichtet und meist zu klein für uns. Wir nehmen ein größeres für einen meiner Meinung überhöhten Preis, aber gut, jetzt haben wir auch AC und Fenster nach draußen. Jetzt will ich ein bisschen raus, laufen! Glenn und Neo bleiben im Zimmer-wollen youtube gucken!- und Remo will mit raus. Wir laufen eine gute Stunde rum, durch kleine von Menschen und Mofas verstopfte hübsche Gässchen voller bunter Läden. Danach haben wir das „Zentrum“ unten/ außerhalb des Forts gesehen, in einem Schreibwarenladen neues Papier, Stifte, Radiergummi und Spitzer erstanden und uns jeder 2 Kokosnüsse gegönnt. Zurück im Hotel, malen Remo und Neo jetzt und Glenn bekommt noch ein bisschen Weißmehl mit Zucker ( Nutella pancakes) auf dem Dach bei Kerzenschein. Ich bin todmüde und schlafe vor den Jungs ein, die noch malen und youtube gucken.

Unser Fahrer Mr. Singh und die Wache mit dem hinreißenden orangenen Federbüschel auf dem Barrett.

Unser Fahrer Mr. Singh und die Wache mit dem hinreißenden orangenen Federbüschel auf dem Barrett. © Lara Joy Körner

Unserer erste Sanddüne!!!! © Lara Joy Körner

Unserer erste Sanddüne!!!! © Lara Joy Körner

...nächste Sanddüne mit barfüßigem Pilger. © Lara Joy Körner

…nächste Sanddüne mit barfüßigem Pilger. © Lara Joy Körner

Ein bisschen gewischt hab ich den Tisch:) saugutes essen! Und immer Unmengen von rohen Zwiebeln, Limetten und grünen Chiles.... Paradies.

Ein bisschen gewischt hab ich den Tisch:) saugutes Essen! Und immer Unmengen von rohen Zwiebeln, Limetten und grünen Chiles…. Paradies.

Mein geliebtes Okra.

Okra:))))

Laster stauben im Hintergrund vorbei.

Laut dudelnde Laster stauben im Hintergrund vorbei.

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So sehen Datteln aus!

Seht ihr, wie die Stadt Leuchet? Ach und diese super Typen mit ihren zum Teil sehr großen Turbanen und allen erdenklichen Farben , die übrigens auch was über Kaste, Lebensumstände(Trauer, nach der Trauer) und Feste( Devali, Holi, etc...) sagen.

Seht ihr, wie die Stadt leuchet? Sie ist wirklich „golden“:
Ach und diese super Typen mit ihren zum Teil sehr großen Turbanen in allen erdenklichen Farben , die übrigens auch was über Kaste, Lebensumstände(Trauer, nach der Trauer) und Feste( Devali, Holi, etc…) sagen.

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Heißer Chai und kalte Coke. Sehr guttut. © Lara Joy Körner

...und fertig.

Die zwei! Auch auf unserem Dach.

Rush hour abends im Städtchen.

Rush hour abends im Städtchen.

Ich will dieses Buch lesen

Ich will dieses Buch lesen

Ja, hier geht man noch Wasser holen. Wie bei Mogli.....

Ja, hier geht man noch Wasser holen. Wie bei Mogli…..

 

Von unter meinem Ventilator gesendet

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